DIALOG.FÖRDERUNG.PARTIZIPATION.

Die andere Mauer

Ausgerechnet Studenten, die wie aus allen Enden in schier maßloser Zufuhr seit Jahren Monokultur bilden und verbreiten, wer will es bestreiten? Dort, wo in Berlin vor vielen Jahren viele bunte Farben waren, Schwarze, Rote und Gelbe, herrscht bald – ohne Vielfalt zu wahren – überall dieselbe.

Zu Dönerbuden und Afroshop sagte einst so manch Besorgter „Stop!“, aus Angst, dass der Migrant es schafft, die Parallelgesellschaft zu schaffen. Aber Jahre später bildeten sich parallel ganz andere Übeltäter; Intellektuelle, die auf die Schnelle an jeder Ecke der Innenstadt Café, Vintageshop und Bar eröffneten. Ist das nicht ebenfalls eine Parallelgesellschaft?

Ja, ist sie, aber angesichts der arroganten Tatsache, dass allenfalls nur obere Preisklassen dieser Gesellschaft beitreten können, eine etwas unsympathischere und unberechenbare.

Was ich kritisiere ist, dass sich die Medien auf das Wiederbeleben einer zweiten Parallelgesellschaft wie Tiere auf ihre Beute stürzen und sie emporheben, als sei sie – im Gegensatz zur Erstgenannten oben – zu lieben und zu loben. Parallelgesellschaften sind aus Prinzip nicht prima.

So eine Studentengegend ist bestimmt ganz schön und aufregend, doch existiert sie berlinweit, ist mir ihre Fläche zu breit. Im Gegensatz zur „Parallelgesellschaft“ der Türken damals in Kreuzberg, ist die der Studenten heute eine künstlich geschaffene und -gelenkte, beabsichtigte, die in der Menschheitsgeschichte stets das verdrängte, was sie einst anzog.

Ich komme aus der Stadt, in der jedes vierte Kind von Kinderarmut betroffen ist, jeder fünfte Mensch unter der Armutsgrenze lebt und wo es teilweise Securities an Schulen gibt. In der Stadt mit dem Reichstag sieht man zu, wie von Tag zu Tag reich und arm weiter auseinander fallen. Klar, ist es viel besser als in Afrika, aber auf diesen Vergleich kam ich gar nie klar, denn wenn ihr nur gut im Vergleich zum Schwächsten seid, dann kommt ihr, liebe Freunde, nicht sehr weit.

Was ich will, ist dass wir verhindern, wie Kapital die Stadt gestaltet.

Jetzt gibt’s in der Innenstadt Berlins teilweise alle zwei Meter eine Bar, aber kaum ein Kindergarten. Kleine Kinder können ja warten und falls es sich doch schlecht auswirke, kommen sie in die Randbezirke, wo Missstände auf sie warten, richtig?

25 Jahre Mauerfall, doch jetzt bauen sie eine aus Kapital. Beton und Stein sollt’s nicht mehr sein, also rissen sie die Alte ein, und setzen nun eine rein, die schwerer zu brechen ist; kaum zu sehen ist. Die Mauer, die arm und reich trennt, und man präzise nicht erkennt, stark ist sie allemal.

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