DIALOG.FÖRDERUNG.PARTIZIPATION.

Letzten Endes….Liebe!

Jasmin Mazraani

Hass und Unheil beherrschen immer mehr unsere Welt, unsere Menschengesellschaft, unsere Herzen. Überall Mutmaßungen, die uns in Ungewissheit schweben lassen, und diese Schwebe ist so unerträglich, dass wir unsere Finger auf jene richten, die es sein sollen. Diese Finger ballen sich zu Faust, entweder um in die Luft zu hissen oder/und jene zu verletzen. Je größer ihr Schaden desto besser, der Nutzen ist jedoch genauso ungewiss wie die Mutmaßungen.

Wir leben heute in einer Welt, in der die Leben der Menschen in Wertigkeiten geteilt sind, jene, die es wert sind, getötet zu werden, jene, deren Wert keiner ist und jene, deren Wert über alles ist. Der Todestrieb ist, von Sigmund Freud selbst als spekulativ bezeichnet, aber dennoch ziemlich anschaulich, um eine paradoxe Menschentragödie zu erklären. Und sie wiederholt sich ständig, und gerade der Wiederholungszwang entspringt, Freud nach, dem Todestrieb.

Es ist schrecklich und kaum mitanzusehen, wie viele Menschen getötet werden. So viele und so schrecklich, dass man es einfach in Zahlen verpackt, um es zu ertragen. Aber so, wie Zahlen relative Wertigkeiten beschreiben, so sind es auch die Leben, und genau so die Überzeugungen, für die Menschen töten und getötet werden.

Aber müssen wir töten, die Fäuste gegen andere ballen, sie beleidigen und verletzen, um unser wertvolles Leben und Überzeugung zu erhalten? Können wir nur leben und überleben, wenn wir andere erniedrigen oder gar töten?

Wie viele wurden im Irak von verschiedensten Mächten massakriert und unterdrückt, in Syrien verfolgt, gedemütigt und wie leblose Gegenstände geköpft, überall mit Menschen gehandelt, für ein niederes Bedürfnis, wie viele arbeiten, ohne dass sie sich ihr Leben richtig leisten können, wie viele Menschen sind von Trauer und Einsamkeit betroffen … sodass die ständigen Meldungen darüber bei uns so viel Erstaunen hervorrufen, wie der Tod einer Blume, die wir, ohne es zu merken, zertreten haben…?!

Ich laufe heute nun durch europäische Straßen als Deutsche, ohne zu wissen, was die Zukunft bringt, ohne zu wissen, wer mir böses will, und da erblicke ich den Fremden, wie er mich anschaut und verabscheut. Soll ich meine Finger zur Faust ballen, und ihn aufhalten? Wie oft hat schon das Fremde mich bedroht?

Ich laufe heute durch europäische Straßen als Muslimin, auf die jeder sein Finger zeigt, weswegen jeder seine Finger zu Fäusten ballt, weil sie mich als Fremde sehen, als jene, die ihre Leben bedroht, durch mich ihr Glauben in Gefahr sehen und ihren Tod vermeintlich in meinen Augen erblicken. Denn jene, die ähnliche Worte wie meine in meinen Gebeten sprechen, töten ihre wertvollen Leben, und hängen es mir an. Es werden Rufe laut, meinen Glauben zu verbieten, weil sie etwas taten, an das ich glaube würde. Aber ihr Gott, ihr Prophet und ihr Islam, ist nicht der, an den ich glaube. Sie glauben an einen Gott der Strafe und der Rache, an einen Propheten des Schwertes und des Hochmuts, an eine Religion der Unbarmherzigkeit und des Hasses, ihre Taten sind widerwärtig. Aber tut das alles etwas zur Sache, wenn ich doch das Objekt ihrer vermuteten Gewissheit bin?

Wo steuert unsere Menschengesellschaft hin? Wohin bringt uns letztlich unsere Feindschaft gegeneinander? Was bringt uns der Hass außer Verderben? Was bringt uns Provokationen außer Trauer? Was erwarten wir nach all der Zerstörung unserer?

Letzten Endes haben wir nichts voneinander, nichts von der Schönheit und nichts von unseren tiefen Gedanken, von unseren guten Hoffnungen noch von unserem Lächeln, nichts von der guten Tat und nichts von dem Menschsein.

Aber wie schön ist es, wenn wir unsere Finger auf einander zeigen, dann unsere ganze Hand ausstrecken und den Anderen einladen auf ein Gespräch über die guten Hoffnungen, über unsere Gedanken, und wir lachen und trauern dabei. Wir tun einander Gutes und genießen unser Menschsein. Wir machen Scherze, um den anderen zum Lachen zu bringen, um zu zeigen, dass die Trauer uns nicht einnehmen kann, dass wir die Einsamkeit hinwegnehmen, dass wir Freunde sind. Dass wir verstehen, dass Christen, Juden, Muslime, Arbeiter, Mütter, Mystiker, Wissenschaftler, Demokraten, Menschen aller Farben, Menschen aller Gedanken, Hinweise auf einen barmherzigen Gott sind, eine Macht, die die menschliche Verschiedenheit als Annäherung bestimmte, nicht als Feindschaft.

Letzten Endes würden wir alles von einander haben, alles von der Schönheit, den tiefen Gedanken und Hoffnungen, von der guten Tat und von unserem Menschsein.

„Das Fundament meines Denken gründet auf Liebe und Zuneigung“, sagte der Prophet Muhammad, und sprach aus der Überzeugung an einen barmherzigen Gott und inspirierte Milliarden von Herzen.

So wie Jesus es tat: „Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden“ (MK 12:29)

Letzten Endes ist es nur die Liebe, die uns alle verbinden kann…nur Liebe, die es schafft, über Differenzen hinweg nahe zu kommen. Einzig die Liebe, die uns zu Menschen macht.

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